Neurodermitis und Allergie

Nicole stellt vor: Neurodermitis und Allergien im Alltag

Hallo,

ich bin Nicole R., 19 Jahre alt und komme aus der Nähe von Köln. Momentan studiere ich Medienwissenschaften. Ich habe die Hautkrankheit Neurodermitis, die durch viele Allergien ausgelöst wird. Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen und Erlebnisse, die mit dieser Krankheit verbunden sind, mit Euch teilen.

Neurodermitis habe ich schon seit meiner Geburt. Schon als kleines Baby habe ich stark auf Lebensmittel reagiert. Als ich mit dem Alter von drei Wochen die Flasche bekam, fing ich an mich zu jucken und mein ganzer Körper war mit roten Pusteln bedeckt. Während meine Eltern und ich von einem Arzt zum anderen gingen, fiel auf, dass ich gegen sehr viele Lebensmittel allergisch bin. Da ich auch an Asthma litt, fiel es mir im Frühling schwerer zu atmen, aufgrund der Pollen- und Gräserallergie. Bei Übernachtungen oder Besuchen wurde festgestellt, dass ich gegen Hausstaub allergisch und empfindsam gegen andere Textilien und Waschmittel bin.

Was ist Neurodermitis?

Neurodermitis, oder auch atopisches Ekzem, oder atopische Dermatitis genannt, ist eine chronische, nicht ansteckende Hautkrankheit. Sie gehört zu den atopischen Erkrankungen. Genetische Ursachen führen zur Entstehung dieser Krankheit. Sie verläuft schubweise und hat ein individuelles Erscheinungsbild. Die Hauptsymptome sind rote, schuppende und manchmal auch nässende Ekzeme mit starkem Juckreiz.

Die Symptome bei Neurodermitis

Wie sich meine Allergien zeigen, ist sehr unterschiedlich: Hautausschlag, Atemnot, Anschwellen der Lippen oder anderen Körperteilen, kribbeln im Mund, Bauchschmerzen oder Übelkeit.
Das “kribbeln im Mund” ist für mich eine Art Vorwarnung, dass ich jetzt allergisch reagieren werde, und wenn ich nicht schnell zu Fenistil greife, kann es auch zur schweren Atmung führen.

Aber die Allergien hatten nicht nur Auswirkungen auf mich, sondern auch auf meine Eltern. Nachts konnten sie kaum schlafen, da ich mich nächtelang nur kratzte.
Mittlerweile esse ich Dinge, von denen ich auch Hautausschlag bekomme. Ich möchte nicht auf alles verzichten. Dabei kenne ich die Grenzen und weiß, in welchem Maße ich es essen sollte. Leichten Juckreiz nehme ich manchmal auf mich.

Neurodermitis behandeln

Nach mehreren stationären Aufenthalten in sämtlichen Uni- und Spezialkliniken, empfahl uns der Kinderarzt eine Umweltklinik in Bayern. Sie ist unter anderem für Neurodermitis-Kranke spezialisiert und könne uns weiterhelfen. Wir haben vieles versucht und ausprobiert, also haben wir diese Möglichkeit auch genutzt. Dort war ich mit drei Jahren das erste mal für 9 Wochen, die anderen Aufenthalte zwischen 3-4 Wochen. Ich bekam dort spezielle Behandlungen, eine Ernährungsberatung und einfach Hilfe, um mit den Umständen zurecht zu kommen. In dieser Klinik war ich dann jedes Jahr, bis ich 9 Jahre alt war.
Und ich kann sagen- sie war eine Art Rettung für mich!
Seitdem ich von meinen Allergien bescheid weiß, haben wir neben der Spezialklinik noch andere Dinge versucht, um den Zustand zu verbessern. Nebenbei liefen auch andere Tests, wie der Pricktest,Untersuchung des Darms, Auswertungen der Blutwerte oder ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus, wo ich Lebensmittel unter Beobachtung ausprobiert habe.
Zuhause habe ich inhaliert, oder mich bei Juckreiz mit einer speziellen Creme der Spezialklinik eingecremt. Es linderte als Kind meine Schmerzen und beruhigte mich oft, da ich mich sonst die ganze Zeit gekratzt habe. Mein Körper war von der Stirn bis zu den Füßen komplett aufgekratzt.
Zum schlafen hatte ich immer Socken über den Händen an! Hört sich lustig an, aber es half wirklich! Dadurch kratze ich mir wenigstens keine offenen Wunden.

Neurodermitis natürlich behandeln

Eine weitere Hilfe war das Meer und die Berge. Die Spezialklinik lag zwischen den Bergen. Aber auch das Meer, das Wasser und die Luft halfen meinem Körper, besser atmen zu können und meine Wunden zu heilen.
Nach meinem ersten Aufenthalt in der Umweltklinik, haben wir die Möglichkeit bekommen, direkt auf der Insel Norderney in Kur für Kinder mit Asthma und Neurodermitis zu gehen. Dort war ich mit meiner Mutter für 6 Wochen. Durch diese zwei große Möglichkeiten traf ich auf andere Kinder, die auch an Neurodermitis litten. Sie waren so wie ich, und ich war nicht “anders”. In dem Sinne war ich „normal“ und es wurden keine Fragen bezüglich meiner Krankheit gestellt, da sie wussten wie es ist. Seitdem waren wir mit der Familie mehrmals im Jahr über ein langes Wochenende an der Nordsee.
In den letzten drei Jahren habe ich eine Hyposensibilisierung gegen die Pollen- und Gräserallergie gemacht. Da ich auch gegen Pollen und Gräser allergisch bin, und es sich vor allem im Frühling deutlich gemacht hatte. Diesen Frühling werde ich sehen, ob es etwas gebracht hat oder nicht.

Neurodermitis Ernährung: Wie ich sie umstelle

Was ich aber durchgängig gemacht habe war meine Ernährung umzustellen. Es ist wie eine Art spezielle Diät die ich führe. Ich achte immer darauf, was ich esse und was ich nicht essen kann.

Ich lebe in gewissem Masse anders als andere, kenne es aber auch nicht anders, da ich es seit meiner Geburt schon habe. Es ist für mich mittlerweile normal und Alltag geworden. Früher war es leider nicht so. Überhaupt herauszufinden, gegen was ich allergisch bin, und danach herauszufinden, wie man damit umgeht und gegenwirken kann, war viel schwieriger und prägte den Alltag sehr.
Meine Familie und Freunde wissen was ich essen kann und was nicht. So achten wir alle darauf, in welches Restaurant wir gehen. Auch beim gemeinsamen Raceletteessen wird darauf geachtet, dass sich Lebensmittel wie Kartoffeln und Fleisch nicht berühren. Dafür bin ich ihnen selbstverständlich dankbar.
Zuhause wurde immer getrennt gekocht. Ich hatte sogar ein eigenes Brettchen, Pfannen und Töpfe. Damals durfte ich nicht einmal einen Raum betreten in dem gebacken wurde und das Mehl in der Luft war.

Wie andere auf meine Krankheit Neurodermitis reagieren

Spannend ist es, wenn ich neue Leute kennenlerne, welche dann mitkriegen, dass ich vieles nicht essen kann. Das ist dann das Gesprächsthema Nummer eins. Für mich vollkommen okay, da die meisten Leute es einfach nicht in diesem Ausmaß kennen.
Manchmal werde ich auch vorsichtig gefragt, ob das nicht alles Kopfsache ist. Da kann ich nur sagen: Nein! Ich kann verstehen, dass sowas gefragt wird. In der Gesellschaft spricht sich mit unter anderem rum, dass manche Allergien nur durch den Kopf ausgelöst werden. Aber nein, ich reagiere wirklich extrem auf verschiedene Lebensmittel. Ich würde mir das auch nicht ausdenken und deswegen extra auf viele leckere (denke ich) und gesunde Lebensmittel verzichten. Das macht keinen Sinn.

Wie schon erwähnt: früher war es viel schwieriger als jetzt. In der ersten Klasse wurde ich auch deswegen gehänselt. Die Begründung dafür, warum ich nicht mitspielen durfte war :”weil du nichts essen kannst”- wie Kinder halt manchmal leider sein können. Heute kann ich nur noch darüber lachen. Zu Übernachtungen musste ich meine eigene Bettwäsche mitbringen, da ich so empfindlich war. Ich fing schnell an zu niesen oder schwer zu atmen.
Zur OGS (Nachmittagsbetreuung in der Schule), zu Besuchen oder bei Klassenfahrten, musste ich immer mein eigenes Essen mitbringen. Es ist okay, außer dass ich als kleines Kind schwer die Blicke ertragen konnte. Manchmal fühlte ich mich deswegen unwohl aber jetzt kann ich sagen: es ist doch auch vollkommen normal. Bei den Klassenfahrten hatten manche Lehrer Angst mich mitzunehmen, aufgrund der Verantwortung, die sie für mich übernehmen musste. Das kann ich mittlerweile total verstehen. Aber es hat immer alles super geklappt, wofür ich auch noch bis heute dankbar für bin!

Meine Erfahrungen mit Neurodermitis

Mit 14 und 16 habe ich mit der Schule an zwei Schüleraustauschen teilgenommen. Ich war in Frankreich und in Amerika. Da habe ich auch viele Erfahrungen gesammelt, wie ich mit meinen Allergien auch anders umgehen kann. Die Familien haben es super aufgenommen und ich lernte noch besser, mich alleine und selbstständig zu versorgen. Dort war ich noch vorsichtiger als zuhause. Die Angst ist nach einer Zeit verflogen, als ich herausgefunden hatte, was ich wo kaufen konnte. Aber man lernt dadurch damit umzugehen. Wenn ich dann doch auf etwas allergisch reagierte, dann wusste ich sofort, welche Medikamente ich nehmen musste. Als Kind hätte ich das noch nicht gewusst.

Die Selbstständigkeit kam mit etwa 11 bis 12 Jahren, als ich angefangen habe, mit meinen Freunden nach der Schule in die Stadt zu gehen. Jeder hat sich Pommes oder eine andere Kleinigkeit zum Essen geholt. Ich kaufte mir dafür unspannende Maiswaffeln. Aber nach einer Zeit habe ich herausgefunden, dass ich die Chicken Nuggets vom Mc Donalds essen kann. Alles kam nach einer Zeit und durch das Ausprobieren. Das Risiko war immer da, aber manchmal konnte ich mir auch etwas herleiten.

Der Familienurlaub wurde ebenfalls nach mir gerichtet. Wir haben uns immer eine kleine Wohnung oder ein Haus gemietet, anstatt ein Hotel zu buchen. Es war uns wichtig, dass wir eine kleine Küche haben, damit wir immer etwas Frisches kochen konnte. Wir haben im Urlaub viel Wert auf frische, regionale Produkte gelegt. Diese Produkte vertrage ich besser als andere konventionelle Produkte. Durch die Pestizide und Konservierungsstoffe werden des öfteren Unverträglichkeiten ausgelöst.

Wichtig: Ein Notfallset bei sich haben

Mein Notfallset begleitet mich überall hin! Ich hatte es mal eine zeitlang nicht dabei, bis ich vor kurzem eine kleine allergische Reaktion hatte. Seitdem habe ich es immer dabei. Es ist ausgestattet mit:

  • Fenistiltropfen: gegen kleinere allergische Reaktionen wie Anschwellung der Lippen, kribbeln im Mund oder Juckreiz
  • Cortison
  • Adrenalinspritze: gegen allergischen Schock (Kreislauf-Instabilität)

Ich habe kaum noch allergische Reaktionen, da ich mittlerweile weiß, was ich essen kann und was nicht.

Welche Produkte sind besonders schlimm?

Die Top drei, die ich in der nächsten Zeit nicht essen kann:

  • Nüsse
  • Ei
  • Kartoffel

Diese Lebensmittel sollte ich am Besten nicht anfassen. Da ich aber auch gerne für meine Familie koche, kommt es vor, dass ich diese Lebensmittel in der Hand habe. Hier ist wichtig, dass ich mir danach gründlich die Hände wasche. Einmal die Wange berührt, kann es anfangen zu jucken und anzuschwellen.

Welche Produkte sind unproblematisch?

Da ich mittlerweile viel mehr Essen kann als früher, habe ich ein weiteres Spektrum an Nahrungsmitteln, welche ich essen kann. Beeren, Milchprodukte, und Fleisch: hier darf ich alles essen! Pseudogetreide wie Buchweizen, Mais, Quinoa und Hirse sind ebenfalls ein guter Ersatz für Weizenprodukte.
Außerdem achte ich darauf, dass es Lebensmittel ohne Schnickschnack sind. Viel mariniertes, gewürztes oder eingelegtes sollte ich vermeiden. Daher ist “pur” die bessere Variante.Neurodermitis Früchte

Jetzt kann ich mittlerweile viel mehr Sachen essen. Durch ständiges “neu ausprobieren” von Lebensmitteln hat sich mein Spektrum zum Glück erweitert. Die Allergien sind für mich normal und gehören im Alltag dazu. Bis heute werden zuhause einige Dinge getrennt voneinander gekocht- einmal für mich und einmal für die restliche Familie.
Äußerlich sieht man mir die Neurodermitis gar nicht mehr an. Seit der Jugend haben sich diese Erscheinungen nicht groß ausgebreitet, sondern waren nur im Kniebereich oder an den Armen vorhanden.
Meine Freunde und Familie unterstützen mich in jeder Lage und wissen auswendig, was ich essen kann und was nicht. Das hilft mir natürlich auch.
Ich koche und backe sehr gerne- auch die Dinge, die ich gar nicht essen kann! Zum abschmecken sind meine Familie und Freunde da. Damals wäre dies unmöglich gewesen.

Der Umgang mit der Krankheit

Mit dem Alter ist es viel besser geworden und dabei habe ich viele Erfahrungen gesammelt. Ich kenne es nicht anders und habe damit kein Problem. Die Allergien sehe ich für mich als “selbstverständlich” und als einen Teil von mir.
Vielleicht ernähre ich mich aufgrund meiner Allergien automatisch gesünder, da ich auf meine Ernährung achten MUSS. Dennoch esse ich gerne Süßigkeiten.

Ärtze sagten immer, dass es mit der Zeit besser wird. Davon bin ich auch überzeugt. Einige Allergien werden immer bestehen, jedoch kann man sie durch eine besondere Ernährung.

Hier könnt ihr viele Bio-Produkte der Bauerntüte bestellen und zu euch nach Hause liefern lassen. Diese Lebensmittel sind ohne viel Schnickschnack und perfekt bei Lebensmittelallergien.

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